Donnerstag, 20. August 2015

Diesen Tag habe ich nicht besessen, aber ich bin Eigentümer des Missverständnisses, das er mit sich gebracht hat. Ich habe nichts gesagt von Belang und fühle mich, als hätte ich mich schuldig gemacht am Belanglosen. Mir war nicht klar, dass ich warten musste, bis er sein Jetzt und sogar sein Hier erst entfalten würde, entfalten könnte. Mir war nicht bewusst, dass mein Bewusstsein seines überlagert und wie das Sonnenlicht einen Glühbirnenschein mit seiner Sichtbarkeit erstickt. Ich habe zu viel erkannt von diesem Tag und zu wenig gesehen. Nun ist er aus dem Ozean der Durchsichtigkeit aufgetaucht und wie eine Perle lässt er sich zwischen den Fingern drehen und betrachten.


(2015)

Noch reicher ist er geworden, seit er sich in die Stille zurückgezogen hat; er hat sich gerettet ins Vergessen und auch die Wunden sind vernarbt, die er sich im unmittelbaren Werden, im schrecklichen Herausholen von Neuem aus Unbekanntem zugezogen hat. Das war die Reifung.

Du magst dir einbilden, sein Urheber zu sein, der Herr einer Kette von Zukunft, ein Zählender im Besitz von Maßstab. Du bist es nicht. Kein Körnchen deines Tages hat je von dir Notiz genommen, aber jener Tag beleuchtet dich in seiner Wiederkehr sehr deutlich. Er setzt dich endlich an genau die Stelle, an der du dich im ersten Augenblick nicht sehen konntest. Er atmet noch nach, was du längst zurückgelassen glaubtest und gibt es dir wieder als das, was dir ähnlich sieht.

Montag, 3. August 2015

Die Welt in Arbeit sehen. Die Welt als Arbeit sehen. Ein Produkt, das langsam den Kräften entwächst und den Sinnen gegenübertritt, das hier aus dem Optischen ins Chemische wechselt und sowohl Ergebnis ist als auch Prozess. Hat das Objekt einen Geist? Denkt die Materie? Ist die Arbeit eine Bewegung im Kontinuum von Körper und Welt, Subjekt und Objekt? Und das Ergebnis ist Veränderung des Kontinuums?
Man kann sich dazu eigentlich keine Richtung vorstellen. Am ehesten ist es wohl eine Kreisbewegung, die durch das verändernde Moment zu einer Spirale wird. Die Arbeit schraubt sich voran, aber nicht vorwärts. Die Arbeit durchschraubt sich.


(2015)

Die Hinwendung zum Leben, das Lebendige verleiht ihr die Form, die dem nur Geschenkten nicht gegeben ist. Uneindeutig ist sie, weshalb es an uns ist, ihr eine ethische Gestalt zu geben. Schöpferische Zerstörung ist nicht zerstörende Schöpfung. Die ermächtigende Arbeit ist eine, die Beschränkungen abbaut, die Umwelt bewohnbar und das Dasein bewusst macht. Das, was sie berührt, entledigt sich seines trügerischen Selbstes, welches der Idee eines fertigen Dinges entstammt. Das, was magisch scheint, weil es nur einen nach bestimmten Gesichtspunkten ausgewählten Ausschnitt des ganzen Prozesses zeigt, wird in seinen Kontext gestellt und damit wirklich sichtbar.